Autor: Andreas Dickhoff
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Natur und Tier-Verlag GmbH, Münster
Dieser
Artikel ist in der Ausgabe 41 (Juni/ Juli 2003; Seiten 72-79)
der Fachzeitschrift
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Blaue Felsenleguane werden nicht mehr von uns gehalten
Petrosaurus
thalassinus (COPE, 1863) - Der blaue Felsenleguan
Pflege,
Haltung und Vermehrung
Vor einigen Jahren sah ich
in dem Buch Bunte Terrarienwelt von KARBE et al. (1991) ein Foto eines
wunderschönen Leguans. Das abgebildete Tier hatte eine blaugraue Grundfarbe
und einen prächtig blauen Kopf. Vom Nacken bis etwa zur Rückenmitte
verliefen drei dunkelgraue bis schwarze Querbänder, deren rückwärtige
Seite hellgrau bis weiß eingefasst war. Die Augenpartie war gelb. Das Foto
zeigte Petrosaurus repens (VAN DENBURGH, 1895).
Mein erster Gedanke
war: Den musst du haben! Zumindest irgendwann mal. Es stellte sich nämlich
schnell heraus, dass P. repens nicht zu bekommen war. Die ähnliche
Art P. thalassinus war nur sehr selten erhältlich, und die Preise
sprengten mein damaliges Schülerbudget bei weitem. Also, ein Wunsch für
später. Die Tiere ließen mich dennoch nicht mehr los, sodass ich mich
weiterhin zumindest theoretisch mit ihnen befasste.
Die Gattung
Petrosaurus (BOULENGER, 1885) gehört zur Familie der Iguanidae (Leguane)
und dort zur Unterfamilie Phrynosomatinae. Eine andere systematische Auffassung
wertet Letztere als eigene Familie Phrynosomatidae. Die Gattung Petrosaurus
enthält derzeit vier Arten: P. thalassinus (COPE, 1863), P. repens
(VAN DENBURGH, 1895), P. mearnsi (STEJNEGER, 1894) und P. slevini
(VAN DENBURGH, 1922). Bis 1999 wurde repens häufig noch als Unterart
von P. thalassinus geführt. GRISMER (1999) spricht ihm aber den vollen
Artstatus zu und führt hierfür einige deutlich Färbungsunterschiede,
unterschiedliche Schuppenmerkmale und zu guter Letzt den deutlichen Größenunterschied
(P. repens: Kopf-Rumpf-Länge bis 111 mm; P. thalassinus: KRL
bis 162 mm) an. Ähnlich sieht es bei P. slevini aus: Bis 1999 noch
oft als Unterart von P. mearnsi geführt, erhebt GRISMER dieses Taxon
ebenfalls in den Artstatus. Auch hier liegt die Begründung in Unterschieden
der Färbung und der Größe (P. slevini: KRL bis 101 mm;
P. mearnsi: KRL bis 86 mm).
Es verstrichen einige Jahre, bis ich eine
Kleinanzeige fand, in der Petrosaurus thalassinus angeboten wurden. Da
ich nun den nötigen Platz hatte und die Finanzen es zuließen, setzte
ich alle Hebel in Bewegung, um ein Pärchen der Blauen Felsenleguane zu bekommen.
Wenig später war es dann soweit, und ich bekam ein etwa vier Wochen altes
Pärchen. In natura übertrafen selbst schon die Jungtiere das Tier auf
dem oben erwähnten Foto an Schönheit. So waren bei ihnen nicht nur die
Augenregion, sondern auch die Kehleinfassung und die Brust gelblich gefärbt.
Der Kehlfleck wird vom Rand zur Mitte hin immer dunkler blau bis fast schwarz.
Die restliche Unterseite ist gräulich bis schmutzig weiß. Der Originalschwanz
zeigt eine helle Querbänderung. Das Weibchen war insgesamt etwas dunkler
gefärbt, ansonsten aber nicht minder prächtig als das Männchen.
Die Beschuppung ist am ganzen Körper sehr fein und wirkt samtartig. Lediglich
die Beine sind gröber, teilweise kielartig beschuppt. Die langen, feingliedrigen
Zehen enden in scharfen Krallen, die dieser felsbewohnende (petricole) Leguan
zum Klettern nutzt.
In etwa zwei Jahren wuchs das Männchen auf ca. 32
cm Gesamtlänge trotz regenerierten Schwanzes und eine Kopf-Rumpf-Länge
von 14 cm heran. HOFFBAUER berichtete mir von seinem Männchen, dass dieses
sogar 40 cm Gesamtlänge aufweise (pers. Mittlg.). Mir sind mittlerweile sogar
noch größere Tiere zu Gesicht gekommen. Ich kann jedoch
nicht sicher sagen, ob diese nur einen größeren und massigeren Körper
hatten, oder auch insgesamt länger waren. Sicher ist aber, dass die Größenangaben
bis 30 cm in der terraristischen Literatur zu niedrig sind und 35 cm Gesamtlänge
durchaus häufiger vorkommt. Damit ist P. thalassinus die größte
Art innerhalb der Gattung Petrosaurus. Die Weibchen bleiben insgesamt etwas
kleiner und haben einen weniger massigen Kopf, wie man es auch von den meisten
anderen Leguanen kennt.
Das natürliche Verbreitungsgebiet von Petrosaurus
thalassinus beschränkt sich auf die westliche Hälfte der Kapregion
von Baja California (Niederkalifornien), der großen Halbinsel im Nordwesten
Mexikos, sowie die vorgelagerten Inseln Espíritu Santo und Partida Sur.
Hier bewohnen die Tiere felsige Gebiete und Canyons der Gebirge und Halbwüsten,
wo es zahlreiche Felsspalten gibt. Dort hinein flüchten sich die Leguane
bei Gefahr oder wenn sie sich zu sehr gestört fühlen. Dieser rein felsbewohnenden
Lebensweise ist bei der Terrarienhaltung von Petrosaurus unbedingt Rechnung
zu tragen. So suchen die Tiere nur sehr selten den Boden auf. Selbst bei der Jagd
nach Futter bleiben Blaue Felsenleguane so lange es geht an den Felswänden.
Hierbei spielt es keine Rolle, in welche Lage sie sich begeben müssen
sie klettern auch geschickt kopfüber die Felsen hinab. Dabei schmiegen sie
den dorsal abgeflachte Körper eng an den Felsen und spreizen die Beine weit
ab. Diesen Gang charakterisiert ROGNER (1992) für P. mearnsi passend
mit Watscheln. Dennoch entwickeln die Leguane dabei eine beachtliche
Geschwindigkeit. Weiterhin besitzen die Tiere eine eindrucksvolle Sprungkraft.
Zielgenaue Sprünge über Distanzen von mehr als 1,2 m stellen kein Problem
dar. Dabei muss die Landefläche keinesfalls waagerecht sein,
eine senkrechte Felswand wird genauso sicher erreicht.
Die von BOSCH &
WERNING (1995) beschriebene Scheu frei lebender Felsenleguane kann ich bei meinen
Terrariennachzuchten nicht feststellen. Die Tiere sind eher sehr neugierig und
präsentieren sich den ganzen Tag dem Halter und auch fremden Besuchern. Nur
Jungtiere sind recht scheu und hektisch.
Wenn sich die Felsenleguane gestört
fühlen, stellen sei die Kehle etwas auf und machen ein klackendes Geräusch.
Erst anschließend erfolgt bei weiterer Annäherung oder Störung
die Flucht.
Felsenleguane lassen sich nur äußerst ungern anfassen.
Mein Männchen warf seinen Schwanz ab, nachdem ich ihn in ein neues Terrarium
gesetzt hatte. Es scheint sich bei dem Verhalten um echte Autotomie zu handeln,
da während des Einfangens und Umsetzens nur der Körper des Tieres gefasst,
der Schwanz also nicht abgerissen wurde. Der Abwurf erfolgte erst, nachdem das
betroffene Tier bereits im neuen Terrarium saß. Der Schwanz zuckte noch
etwa 20 min lang, wie man es z. B. von abgeworfenen Eidechsenschwänzen kennt.
Die Wunde blutete fast überhaupt nicht, und bereits nach einer Woche konnte
man die Spitze des nachwachsenden Regenerats erkennen. Eine ähnliche Erfahrung
machte auch LIPFERT (mündl. Mittlg.). Bei ihm warf ein Weibchen nach Futterstreitigkeiten
mit dem Männchen den Schwanz ab. Das Regenerat meines Tiers unterscheidet
sich kaum von dem Originalschwanz. Lediglich die helle Querstreifung fehlt, und
es ist einheitlich blaugrau und etwas kürzer.
Wenn jetzt ein Umsetzen
der Tiere nötig wird, locke ich sie mit einem Futtertier in ein Plastikterrarium
und bringe sie darin in ihr neues Heim, ohne sie direkt anfassen zu müssen.
Man merkt sofort, dass diese Methode wesentlich stressfreier und schonender für
die Tiere ist.
Haltung
Mein
Pärchen Blauer Felsenleguane bewohnt ein Terrarium
der Größe 140 x 60 x 120 cm (Länge x Tiefe x Höhe). Eine
Höhe von 1 m sollte meines Erachtens nicht unterschritten werden. Die Rückwand
und die beiden Seitenwände sind mit einer künstlichen Felsrückwand
aus Styropor und PU-Schaum versehen, die Spalten und Ablageflächen aufweist.
Das Ganze bekam durch Ätzen mit Nitroverdünner und Zuschneiden Struktur.
Anschließend wurde die Rückwand mit eingefärbtem Haftputzgips
überzogen und mit Epoxydharz
und Sand
versiegelt. Durch den Sand
ergibt sich eine raue Oberfläche, die von den Leguanen zum Klettern genutzt
werden kann. (Bauanleitungen zu Rückwänden).
Um weitere Verstecke zu schaffen, lehnte ich zusätzlich auf den Ablageflächen
noch einige flache Korkrindenstücke
senkrecht an die Wände.
In die Rückwand wurde in der rechten unteren
Ecke eine ca. 25 cm lange und ca. 15 cm breite Eiablagegrube integriert. Die Tiefe
beträgt ca. 20 cm. Am Boden verläuft ein kleines Stück eines Heizkabels,
das ich mit flachen Steinen abdeckte, damit es nicht von grabenden Tieren erreicht
werden kann. Es sorgt für eine entsprechende Temperierung des Eiablagesubstrats.
Der Rest des Kabels ist im Terrarium verlegt und ebenfalls mit Steinen abgedeckt.
Als Bodengrund findet Mauersand Verwendung. Die Eiablagegrube ist ebenfalls mit
Sand
gefüllt, der während der Eiablagephase feucht gehalten wird. Außerdem
ist die Grube zur Hälfte mit einer Schieferplatte abgedeckt. Die trächtigen
Weibchen nutzen den Rand der Schieferplatte immer als Einstieg zu ihrem Eiablageplatz
und beginnen hier ihre Grabungen.
Beleuchtet wird das Terrarium von einer
36-W-Leuchtstoffröhre
(kaltweiß) und einem 70-W-HQI-Strahler.
Der HQI-Strahler
dient auch der lokalen Erwärmung, da er direkt auf einen Felsaufbau scheint.
Bei der Haltung von Wüstentieren gibt es meiner Meinung keine Alternative
zu HQI-Strahlern.
Sie bieten mit Abstand die höchste Lichtleistung, und das bei relativ geringem
Stromverbrauch. Der hohe Anschaffungspreis relativiert sich nicht nur beim Energieverbrauch,
sondern auch durch die lange Lebensdauer der Brenner. Für die lokalen Sonnenplätze
dienen außerdem drei 40-W-Spotstrahler,
unter denen eine lokale Temperatur von 4245 °C erreicht wird. Ein Thermostat
sorgt dafür, dass die Lufttemperatur im oberen Terrarienbereich nicht über
32 °C steigt. Durch die Installation aller Wärmestrahler in einer Terrarienhälfte
schaffe ich einen Temperaturgradienten von ca. 2732 °C von der einen
zur anderen Seite des Terrariums. Nachts fällt die Temperatur durch Ausschalten
aller Heizquellen auf Zimmertemperatur (1822 °C) ab. Die Beleuchtungsdauer
beträgt 12 h, die Einschaltdauer der Spotstrahler 10 h, da sie morgens eine
Stunde später ein- und abends eine Stunde eher ausgeschaltet werden. Dadurch
simuliere ich zumindest eine leichte Dämmerungsphase.
Zwei Stunden, bevor
das Licht eingeschaltet wird, befeuchtet ein Fakir-Ultraschallvernebler
das Terrarium und ahmt damit den morgendlichen Luftfeuchtigkeitsanstieg im natürlichen
Habitat nach. Natürlich sollte der Nebler
keine Regenwaldatmosphäre entstehen lassen: Das Terrarium trocknet mit Einschalten
der Beleuchtung schnell ab. Statt Verwendung des Neblers
kann man das Terrarium morgens auch von Hand oder per Sprühanlage
übersprühen. Für einen Luftfeuchtigkeitsanstieg vor Einschalten
der Beleuchtung sollte aber in jedem Fall gesorgt werden.
Die
Einrichtung wird durch einen Wassernapf und eine Schale für Salat komplettiert.
Damit ist der nächste Punkt erreicht: die Ernährung. Der Hauptbestandteil
der Nahrung besteht aus Insekten wie Heuschrecken,
Grillen,
Heimchen,
Wachsmaden
und -motten, Fliegen,
Schaben
und Zophobas.
Alle Futtertiere werden zur Vitaminisierung mit einer Mischung aus Korvimin
ZVT und zerriebenen Calcipot- D3-Tabletten (im Verhältnis
2:1) bestäubt. Bei trächtigen Weibchen erhöhe ich den Kalziumgehalt
in der Mischung auf ein Verhältnis von 1:1. Unregelmäßig wird
noch das flüssige Vitaminpräparat Multi-Mulsin N gegeben.
Bis auf Korvimin ZVT, das man nur beim Tierarzt bekommt, sind alle
Präparate frei verkäuflich in der Apotheke erhältlich (alternativ
zu Korvimin kann auch Amivit
R verwendet werden). Hin und wieder werden den Petrosaurus auch Mäusebabys
angeboten. Ein besonderes Fressverhalten zeigen meine Felsenleguane beim Fang
von Wespen: Diese werden nicht wie andere Futtertiere geschnappt und direkt gefressen,
sondern erst durch schnelle, kurze Bisse mit der Schnauzenspitze getötet,
bevor sie komplett ins Maul genommen werden. Ich vermute, dass Wespen durch ihre
Zeichnung als stechende Insekten erkannt werden und mit diesem speziellen Fangverhalten
einer Stichverletzung vorgebeugt werden soll.
Neben den Insekten fressen adulte
Petrosaurus thalassinus auch Salat, Kräuter, Keimlinge und manchmal
Obst. Dabei werden gelbe Blüten bevorzugt, wie man es auch von anderen omnivoren
oder herbivoren Wüstenbewohnern kennt. Pflanzliche Kost reiche ich etwa zweimal
pro Woche.Wenn keine Wildkräuter oder selbst gezogenen Sprossen zur Verfügung
stehen, reichere ich das Futter mit Nekton
Rep an. Dieses Vitamin- und Mineralstoffpräparat erhält man
im Terraristikfachhandel. Tierische Nahrung erhalten die Felsenleguane ebenfalls
nur zweimal in der Woche, da sie im Terrarium sehr gefräßig sind. Man
sollte unbedingt darauf achten, die Tiere nicht zu viel zu füttern, da sie
sonst schnell verfetten können. Ähnliches beschrieben auch SCHMIDT &
HENKEL (1995).
Vermehrung
Um
Blaue Felsenleguane in Paarungsstimmung zu versetzen, ist eine Winterruhe nötig.
Diese leite ich bei meinen Tieren Mitte November ein, indem die Beleuchtungsdauer
langsam auf 8 h pro Tag reduziert wird. Die Wärmelampen werden mit der Zeit
komplett abgeschaltet. Das Verfüttern von Salat stelle ich zwei und das Anbieten
von Insekten eine Woche vor Abschalten der Wärmelampen ein. Auch die Bodenheizung
wird ausgeschaltet. So steigen die Wintertemperaturen tagsüber nicht über
1820 °C und fallen nachts bis auf 15 °C ab. Unter diesen Bedingungen
verbleiben die Leguane für ca. zwei Monate in der Winterruhe. Nach dieser
Zeit werden die Temperaturen und die Einschaltdauer der Beleuchtung wieder erhöht,
und es kann mit dem Füttern begonnen werden. Kurz darauf fängt das Männchen
an, in leguantypischer Art dem Weibchen mit Liegestützen und
heftigem Kopfnicken zu imponieren. Dieses antwortet ebenfalls mit Kopfnicken.
Anschließend verfolgt das Männchen seine Dame des Herzens
und versucht, den Nackenbiss anzusetzen. Zu Beginn der Paarungszeit zeigt sich
das Felsenleguanweibchen meist nicht paarungsbereit. Bringt das Männchen
dennoch einen Nackenbiss an, versucht das Weibchen es an Felsvorsprüngen
oder Versteckeingängen abzustreifen. Hierbei kann es zu offenen
Verletzungen im Halsbereich des Weibchens kommen, die unter Umständen eine
Trennung der Tiere nötig machen.Wenn das Weibchen paarungsbereit ist, hebt
es den Schwanz an, und es kommt zur Kopulation. Im Frühjahr finden mehrere
Paarungen statt, manchmal selbst senkrecht an den Felswänden hängend.
Während der Trächtigkeit verfärben sich Kehle, Brust, Augenregion
und Rückenstreifeneinfassung der Weibchen dunkelorange bis rot. Weiterhin
entwickeln trächtige P. thalassinus einen enormen Appetit. Eine Versorgung
mit ausreichend Kalzium ist in dieser Zeit besonders wichtig. Neben der höheren
Kalziumdosierung in der Vitaminpulvermischung biete ich in einem Schälchen
zerstoßene Sepiaschale
an.
Mit der Zeit ist eine deutliche Zunahme des Körperumfangs zu erkennen.
Zum Ende der etwa zweimonatigen Trächtigkeit wird das Weibchen immer träger.
Kurz vor der Ablage zeichneten sich bei meinem Felsenleguanweibchen die Eier deutlich
im Körper ab, was jedoch auch an deren sehr großer Anzahl gelegen haben
kann. Die Weibchen stellen das Fressen etwa eine Woche vor der Eiablage ein. Diese
verlief relativ unspektakulär. Ohne Probegrabungen nahm mein Weibchen die
angebotene Eiablagestelle an und grub etwa zwei Tage, bis sie ganz am Grund die
Eier ablegte. Anschließend wurde das Gelege sehr sorgsam wieder mit Sand
zugeschüttet. Außer dem aus der Grube gefallenen Sand
zeugte nichts mehr von der Grabung. Erstaunlich ist, dass die Weibchen nach der
Ablage ihr Gelege bewachen. So wurde das Leguanmännchen rigoros von der Eiablagestelle
ferngehalten. Selbst mir ließ das Tier keine Ruhe, als ich die Eier bergen
und in den Inkubator überführen
wollte. Dieses Verhalten konnten auch LIPFERT und HOFFBAUER (mdl. Mittlg.) beobachten.
Zu meinem Erstaunen waren die Gelege größer als erwartet und als in
der terraristischen Literatur beschrieben. So waren es weder ca. fünf
Eier (BOSCH & WERNING 1991) noch 818 Eier SCHMIDT
& HENKEL (1995). Das erste Gelege meines damals nicht ganz zweijährigen
Weibchens bestand aus 24 befruchteten Eiern, das zweite sogar aus 28 Eiern, von
denen jedoch nur 19 befruchtet waren. Derart große Gelege kann auch HOFFBAUER
(mdl. Mittlg.) bestätigen. Die Größe der Gelege scheint stark
vom Nahrungsangebot abzuhängen.
Die Inkubation erfolgt auf leicht feuchtem
Perlite.
Die Temperatur im Inkubator beträgt
30 °C, bei einer Luftfeuchtigkeit von fast 100 %. Beim ersten Gelege lag die
Schlupfrate nur bei 50 %. Von Halsbandleguanen (Crotaphytus) ist bekannt,
dass die Jungtiere bei zu hoher Substratfeuchtigkeit im Ei absterben. Daher reduzierte
ich fortan bei allen Leguanen aus Wüstengebieten die Wassermenge im Brutsubstrat.
LIPFERT (schriftl. Mittlg.) verwendet bei der Inkubation von Halsbandleguangelegen
erfolgreich ein Gewichtsverhältnis von zwei Teilen Substrat (Vermiculit)
zu einem Teil Wasser. Diese Methode führte auch bei mir zu einer Steigerung
der Schlupfrate. Aufgrund der längeren Inkubationsdauer der Felsenleguaneier
kann es nötig werden, kurz vor Ende der Brutzeit das Substrat leicht nachzufeuchten.
Hierbei muss man sehr vorsichtig sein und nur ganz leicht um die Eier herum nachfeuchten,
um ein Absterben der Schlüpflinge zu vermeiden.
Nach ca. 66 Tagen ist
es dann soweit, und die kleinen Felsenleguane schlüpfen. Sie sind gerade
mal 5055 mm lang und schon so gefärbt wie die Eltern. Ein Fehlen der
prächtigen Farben bei Jungtieren kann ich also nicht bestätigen. Die
Geschlechter lassen sich an den beiden stark vergrößerten Postanalschilden
der Männchen unterscheiden. Dieser Geschlechtsdimorphismus ist meistens schon
direkt nach dem Schlupf, spätestens jedoch nach einem Monat sicher zu erkennen.
Die Aufzucht kann Probleme bereiten, da die kleinen Felsenleguane sehr stressanfällig
sind. So reicht mitunter schon die bloße Anwesenheit des Pflegers, um das
bereits beschriebene Abwehrklacken mit anschließender hektischer
Flucht auszulösen. Daher sollte man Arbeiten an den Terrarien der Jungtiere
auf das Nötigste beschränken, wie Füttern, Trinkwasserwechsel,
Sprühen und Reinigen. Bei den kleinen Felsenleguanen kann es auch aufgrund
sozialer Interaktionen schnell zu Stresserscheinungen kommen, deswegen muss man
die Gruppen im Auge behalten und zur Not einzelne Tiere separieren. So war es
bei mir während der Gruppenaufzucht von sechs Tieren (3,3) schon nach drei
Wochen nötig, die ersten Jungtiere zu trennen. Es kommt aber nicht nur zu
Spannungen zwischen Männchen, sondern auch bei paarweiser Aufzucht. Teilweise
ist dann sogar eine Einzelhaltung nötig. Ein Zusammenführen adulter
Geschlechtspartner bereitet später jedoch keine Probleme.
Anfangs halte
ich die kleinen Petrosaurus in einfach eingerichteten Terrarien mit Küchenpapier
als Bodengrund. Später kommen sie in kleine Terrarien, die entsprechend denen
der adulten Leguane eingerichtet sind. Gefüttert werden die Jungtiere mit
kleinen Grillen,
Heimchen,
Schimmelkäferlarven, Schaben
und großen
Drosophila. Pflanzliche Nahrung wird von ihnen noch nicht angenommen. Es ist
unbedingt auf eine ausreichende Vitaminisierung und Mineralisierung der Futtertiere
zu achten. Die Geschlechtsreife wird schon mit etwa neun Monaten erreicht, obwohl
die Tiere zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgewachsen sind. So legte ein Weibchen
bei LIPFERT nach nicht einmal einem Jahr neun Eier, die jedoch nicht erfolgreich
inkubiert werden konnten (pers. Mittlg). Es dauert anderthalb bis zwei Jahren,
bevor P. thalassinus ausgewachsen sind. Erst jetzt sollten sie auch zur
Vermehrung gebracht werden.
Einer richtigen Winterruhe werden
die Jungtiere bei mir nicht unterzogen. Ich überwintere sie nur indirekt,
durch die niedrigeren Nachttemperaturen im Terrarienzimmer. Tagsüber werden
die üblichen hohen Temperaturen erreicht. Dennoch ist eine reduzierte Futteraufnahme
zu beobachten.
Abschlussbemerkung
Der Blaue Felsenleguan fasziniert nicht nur durch sein imposantes und farbenprächtiges
Erscheinungsbild, sondern auch durch seine interessanten Verhaltensweisen. Er
ist ein gut halt- und auch züchtbarer Leguan, solange man seine Bedürfnisse
(Platz, Licht, Kletter- und Versteckmöglichkeiten) erfüllt. Lediglich
die Aufzucht der Jungtiere kann kleinere Probleme aufwerfen, denen man aber mit
etwas Aufmerksamkeit aus dem Weg gehen kann.
Danksagung
Ich
danke meiner Freundin Tanja Grauel für die Geduld, die sie mir und meinem
Hobby entgegenbringt. Weiterhin freue ich mich, dass sie die Terraristik als Hobby
mittlerweile mit mir teilt.
Ebenso danke ich meinen Eltern, meinem Bruder,
den Eltern meiner Freundin und ihrer Schwester für die Urlaubspflege der
Tiere. Ohne sie wären meine Reisen nicht möglich.
Als nächstes
danke ich Jürgen Lipfert und Maren Kronemann (beide Bad Harzburg) für
die jahrelange Freundschaft, die sich durch die Petrosaurus-Haltung entwickelt
hat. Natürlich gilt der Dank auch für die Bereitstellung vieler Informationen
und die Bildung einer Zuchtgemeinschaft.
Last, but not least danke ich Pierre
Hoffbauer (Leipzig) für den regen Informationsaustausch und die Überlassung
eines blutsfremden Weibchens, mit dem ich hoffentlich bald weitere Nachzuchtversuche
starten kann.
Literatur
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