Chuckwalla-Haltungsbericht


Sauromalus ater (Dumeril, 1856)
(ehemals Sauromalus obesus (Baird, 1859))

© A. Dickhoff


Chuckwallas werden nicht mehr von uns gehalten

Systematik und Taxonomie

Im Jahr 1998 synonymisierte Hollingsworth Sauromalus obesus mit Sauromalus ater, da seines Erachtens beide Formen mit ihren Unterarten eine starke Merkmalsübereinstimmung zeigen. Genauso zeigen beide ehemaligen Arten eine große innerartliche Variation, so daß eine klare Artabgrenzung nicht erkennbar ist. Weil die Art Sauromalus ater (Dumeril, 1856) eher beschrieben wurde, als S. obesus (Baird, 1859), hat S. ater Priorität und wird für die beiden synonymisierten Arten als Artname verwendet. An der Neugliederung von Holingsworth wird nicht gezweifelt, denn bisher wurden keine entsprechenden Einwände publiziert. Vorerst halten aber dennoch viele an dem extrem weit verbreiteten Artnamen S. obesus fest. Es dauert vermutlich noch länger, bis sich der "neue" Artname durchsetzt.

Verbreitung und Verhalten

Chuckwallas besiedeln felsige Wüstengebiete im Südosten der USA, West-Sonora (Mexiko) und im östlichen Baja California (Niederkalifornien, Mexiko). In diesen Gebieten findet man viele Felsspalten, in die sich die Chucks bei Gefahr oder Störung flüchten. Dort angekommen, blasen sie ihren Körper um bis zu 53% auf und verkeilen sich so zwischen den Felsen. Sie führen eine rein petricole (felsbewohnende) Lebensweise.

Haltung, Pflege und Zucht

Ihrer Größe von bis zu 42cm Gesamtlänge entsprechend, bewohnen unsere Chucks ein Terrarium der Größe 140 x 60 x 120 cm (LBH). Werning gibt eine Terrarienhöhe von 1 m an. Dies sollte das Minimum darstellen. Die Rück- und die Seitenwände sind mit künstlichen Felsaufbauten versehen (siehe auch Bauberichte), um der petricolen Lebensweise dieser Leguane gerecht zu werden. Beleuchtet wird das Terrarium mit einer Leuchtstoffröhre (kalt-weiß) und einem 70 Watt HQI-Strahler. Für lokale Wäremplätze sorgen drei 40 Watt Spotstrahler. Weiterhin ist in einem Teil des Terrariums ein, mit flachen Steinen abgedecktes Heizkabel, verlegt. Ein kurzes Stück des Heizkabels verläuft, ebenfalls unter Steinen, in einer Eiablagegrube, die in die Rückwand integriert ist. Diese Eiablgagegrube ist mit feuchtem Sand gefüllt und sollte so groß sein, daß sich das Chuckwallaweibchen komplett darin vergraben kann, um ihre Eier abzulegen. Um einen Einstieg zu bieten, ist die Grube zur Hälfte mit einer Schieferplatte abgedeckt. Am Rand der Platte beginnt das Weibchen dann mit den Grabungen für die Eiablagehöhle. Der restliche Bodengrund besteht ebenfalls aus Sand. Die Lufttemperatur beträgt, von einem Thermostat geregelt, etwa 32°C im oberen Terrarienbereich. An den lokalen Sonnenplätzen werden ca. 42°-45°C erreicht. Durch die Installation aller Heizelemente auf einer Terrarienhälfte, bildet sich von der einen zur anderen Seite ein Temperaturgradient zwischen 27°C und 32°C, so daß die Chucks auch kühlere Bereiche aufsuchen können. Als Versteckplätze habe ich noch einige Rindenstücke auf die Ablageflächen gestellt. Komplettiert wird die Einrichtung von einer Wasserschale und einem Salatnapf. Die technische Ausstattung wird noch von einem Ultraschallvernebler (ähnlich FakirLB10) ergänzt, der morgens, zwei Stunden vor Einschalten des Lichts, das Terrarium für 10 min. übernebelt (alternativ kann auch eine Sprühanlage installiert werden). Damit simuliere ich den morgendlichen Feuchtigkeitsanstieg in der Heimat der Chucks. Es reicht natürlich auch, daß Terrarium morgens zu übersprühen. Aber man sollte in jedem Fall für einer Luftfeuchtigkeitserhöhung am Morgen sorgen.

Gefüttert werden unsere Chuckwallas hauptsächlich mit selbstgekeimten Keimlingen, verschiedenen Salaten, Kräutern und geriebenen Karotten. Obst verfüttern wir nur selten. Das Futter wird mit Nekton Rep oder Amivit R (aus dem Terraristikfachhandel) aufgewertet. Ab und zu gibt es Multimulsin, ein Flüssigvitaminpräparat aus der Apotheke.

Zur Auslösung der Fortpflanzungsbereitschaft, werden die Chuckwallas für zwei bis drei Monate überwintert. Dazu wird im November langsam die Beleuchtungsdauer von zwölf auf acht Stunden reduziert. Die Wärmestrahler werden mit der Zeit komplett abgeschaltet, so daß die Tagestemperaturen nur noch maximal 18°-20°C erreichen. Nachts fällt die Temperatur sogar bis auf 15°C. In dieser Zeit wird nicht gefüttert. Zur Vorbereitung der Chucks auf die Winterruhe und zum vollständigen entleeren des Darms, wird die Fütterung etwa zwei Wochen vor dem kompletten Abschalten der Wärmestrahler eingestellt. Nachdem unsere Chucks jedoch nach dieser "milden" Winterruhe in einem Jahr nicht paarungswillig und relativ träge waren, haben wir uns entschlossen, sie wie unsere Halsbandleguane (Crotaphytus c. collaris) zu überwintern. Da die hiesigen Chuckwallas überwiegend aus den USA stammen, sollte diese Methode der Überwinterung klappen. So wurden (und werden) unsere Chuckwallas jetzt in einer Styroporkiste im Keller bei 8°-11°C überwintert, nachdem sie erst auf die vorher angegebenen Werte heruntergekühlt wurden und einige Tage bei vollständig ausgeschaltetem Licht im Terrarium verbracht haben. Im Frühjahr kommen die Tiere dann wieder in die Wohnung und nach einigen Tagen wird dann die Beleuchtung wieder eingeschaltet (ohne Wärmelampen). In den nächsten Wochen werden dann die Beleuchtungsdauer und die Temperatur langsam angehoben und es kann wieder mit der Fütterung begonnen werden. In dieser Zeit beginnt das Chuckwallamännchen dem Weibchen mit "Liegestützen" und heftigem Kopfnicken zu imponieren. Anschließend kommt es zu Verfolgungsjagden, bei denen das Männchen versucht einen Nackenbiss bei ihr anzubringen. Wenn das klappt, kommt es zu echsentypischen Paarungen. Im Verlaufe der Trächtigkeit entwickelt das Chuckwallaweibchen einen ungeheuren Appetit und nimmt auch deutlich an Umfang zu. Jetzt ist eine ausreichende Versorgung mit Kalzium besonders wichtig. Gegen Ende der Tragzeit zeichnen sich die großen Eier deutlich am Rumpf ab. Mein Chuckweibchen nahm zur Eiablage die vorbereitete Eiablagegrube direkt an und legte die sechs Eier direkt am Grund ab. Erstaunlich ist, daß sie selbst nach über einer Woche regelmäßig zum Eiablageplatz zurückkehrte und versuchte noch Sand aufzuschütten. So kam es, daß bald fast der gesamte Bodengrund an und in die Ablagestelle gewühlt war. Die Eier waren, wie Wölfel auch schon berichtete, nicht komplett mit Sand bedeckt, sondern in einer Art Höhle abgelegt. Sie lagen zur Hälfte im Sand, während die Oberseite komplett unbedeckt war. Ich überführte die Eier in einen Inkubator und bebrütete sie bei 30°C und nahezu 100% Luftfeuchtigkeit. Aufgrund der enormen Größe passten gerade mal drei Eier in eine Heimchendose. Als Substrat verwende ich Perlite, daß mit Aktivkohlenstückchen durchsetzt ist. Die Feuchtigkeit stellte ich nach Lippes Inkubationsmethode für Halsbandleguaneier ein (Gewichtsanteile Substrat zu Wasser 2:1). Damit war das Perlite fast trocken. Durch die längere Inkubationszeit der Chuckeier von 88-92 Tagen (Werning gibt 80-90 Tage an), mußte das Substrat gegen Ende dennoch etwas nachgefeuchtet werden, nachdem drei Eier leichte Beulen bildeten. Der Schlupf dauert, wie Werning ebenfalls schon berichtete, mit 12-24 Stunden vom öffnen bis zum vollständigen Verlassen des Eis, sehr lange.

Als Bodengrund für die Aufzucht verwendet man am besten Küchenpapier, nachdem mehrere Leute (u.a. Heiko Werning) von Problemen (Verstopfungen und Darmverschlüsse) durch Sand als Aufzuchtsubstrat berichteten. Daher wurden unsere Tiere die ersten zwei Jahre ausschließlich "sandfrei" gehalten. Die Klima entspricht dem der Elterntiere. Auf einen Nebler wird jedoch verzichtet. Dafür werden die Aufzuchtterrarien regelmäßig morgens gesprüht, bevor das Licht angeht. Als elementar wichtig hat sich eine regelmäßige Bestrahlung mit UV-Licht herausgestellt. Dabei ist es egal, ob man stundenweise mit einer Osram Vitalux oder dauerhaft mit einem Zoomed Powersun-Strahler o.ä. bestrahlt. Neben der Vermeidung von rachitischen Krankheitsbildern, scheint das UV-Licht gerade bei der Aufzucht auch weitere positive Effekte auf die Entwicklung und das Wachstum der kleinen Leguane zu haben. Selbstverständlich ist auf eine besonders gute Versorgung der Jungtiere mit Vitaminen und Mineralstoffen, insbesondere mit Kalzium, zu achten. So haben die Jungtiere immer ein Schälchen mit Muschelgrit oder zerkleinerter Sepiaschale zur Verfügung stehen, um ihren Kalziumbedarf selbst zu decken. Auch Futter sollte immer (!!!) frisch zur Verfügung stehen. Fastentage wie bei den Adulti werden von den kleinen Chucks nicht so gut vertragen. Auch eine "richtige" Winterruhe wird nicht durchgeführt. Die Beleuchtungszeit wird zwar reduziert (anlagenbedingt) und auch die Nachttemperaturen sinken stärker (durch die kühleren Temperaturen im Zimmer), aber die Tagestemperaturen bleiben gleich. Dennoch reichen diese Veränderungen aus und man kann eine Reduzierung der Futteraufnahme beobachten.
Eine Aufzucht in Gruppen ist prinzipiell möglich, sollte aber gut beobachtet werden. Immer wieder mussten einzelne Tiere separiert werden, da sie plötzlich ohne erkennbaren Grund abmagerten. Es waren weder eine reduzierte Futteraufnahme, noch Symptome für eine Unterdrückung durch die anderen Jungtiere erkennbar. Nach der Separierung dauert es meistens recht lange bis sich die abgemagerten Tiere wieder erholten. Insgesamt wachsen Chuckwallajungtiere relativ langsam und es kann mehrere Jahre dauern, bis sie geschlechtsreif sind.

Weitere Literatur zu Chuckwallas

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