Blauer Felsenleguan-Haltungsbericht


Autor: Andreas Dickhoff
Copyright: NTV - Natur und Tier-Verlag GmbH, Münster


Dieser Artikel ist in der Ausgabe 41 (Juni/ Juli 2003; Seiten 72-79)
Petrosaurus thalassinus-Artikel in der Reptilia Nr. 41
der Fachzeitschrift
Reptilia das große Terraristik-Fachmagazin
veröffentlicht worden,
die im NTV-Verlag erscheint.
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Blaue Felsenleguane werden nicht mehr von uns gehalten

Petrosaurus thalassinus (COPE, 1863) - Der blaue Felsenleguan
Pflege, Haltung und Vermehrung

Vor einigen Jahren sah ich in dem Buch „Bunte Terrarienwelt“ von KARBE et al. (1991) ein Foto eines wunderschönen Leguans. Das abgebildete Tier hatte eine blaugraue Grundfarbe und einen prächtig blauen Kopf. Vom Nacken bis etwa zur Rückenmitte verliefen drei dunkelgraue bis schwarze Querbänder, deren rückwärtige Seite hellgrau bis weiß eingefasst war. Die Augenpartie war gelb. Das Foto zeigte Petrosaurus repens (VAN DENBURGH, 1895).
Mein erster Gedanke war: Den musst du haben! Zumindest irgendwann mal. Es stellte sich nämlich schnell heraus, dass P. repens nicht zu bekommen war. Die ähnliche Art P. thalassinus war nur sehr selten erhältlich, und die Preise sprengten mein damaliges Schülerbudget bei weitem. Also, ein Wunsch für später. Die Tiere ließen mich dennoch nicht mehr los, sodass ich mich weiterhin – zumindest theoretisch – mit ihnen befasste.
Die Gattung Petrosaurus (BOULENGER, 1885) gehört zur Familie der Iguanidae (Leguane) und dort zur Unterfamilie Phrynosomatinae. Eine andere systematische Auffassung wertet Letztere als eigene Familie Phrynosomatidae. Die Gattung Petrosaurus enthält derzeit vier Arten: P. thalassinus (COPE, 1863), P. repens (VAN DENBURGH, 1895), P. mearnsi (STEJNEGER, 1894) und P. slevini (VAN DENBURGH, 1922). Bis 1999 wurde repens häufig noch als Unterart von P. thalassinus geführt. GRISMER (1999) spricht ihm aber den vollen Artstatus zu und führt hierfür einige deutlich Färbungsunterschiede, unterschiedliche Schuppenmerkmale und zu guter Letzt den deutlichen Größenunterschied (P. repens: Kopf-Rumpf-Länge bis 111 mm; P. thalassinus: KRL bis 162 mm) an. Ähnlich sieht es bei P. slevini aus: Bis 1999 noch oft als Unterart von P. mearnsi geführt, erhebt GRISMER dieses Taxon ebenfalls in den Artstatus. Auch hier liegt die Begründung in Unterschieden der Färbung und der Größe (P. slevini: KRL bis 101 mm; P. mearnsi: KRL bis 86 mm).
Es verstrichen einige Jahre, bis ich eine Kleinanzeige fand, in der Petrosaurus thalassinus angeboten wurden. Da ich nun den nötigen Platz hatte und die Finanzen es zuließen, setzte ich alle Hebel in Bewegung, um ein Pärchen der Blauen Felsenleguane zu bekommen. Wenig später war es dann soweit, und ich bekam ein etwa vier Wochen altes Pärchen. In natura übertrafen selbst schon die Jungtiere das Tier auf dem oben erwähnten Foto an Schönheit. So waren bei ihnen nicht nur die Augenregion, sondern auch die Kehleinfassung und die Brust gelblich gefärbt. Der Kehlfleck wird vom Rand zur Mitte hin immer dunkler blau bis fast schwarz. Die restliche Unterseite ist gräulich bis schmutzig weiß. Der Originalschwanz zeigt eine helle Querbänderung. Das Weibchen war insgesamt etwas dunkler gefärbt, ansonsten aber nicht minder prächtig als das Männchen.
Die Beschuppung ist am ganzen Körper sehr fein und wirkt samtartig. Lediglich die Beine sind gröber, teilweise kielartig beschuppt. Die langen, feingliedrigen Zehen enden in scharfen Krallen, die dieser felsbewohnende (petricole) Leguan zum Klettern nutzt.
In etwa zwei Jahren wuchs das Männchen auf ca. 32 cm Gesamtlänge – trotz regenerierten Schwanzes – und eine Kopf-Rumpf-Länge von 14 cm heran. HOFFBAUER berichtete mir von seinem Männchen, dass dieses sogar 40 cm Gesamtlänge aufweise (pers. Mittlg.). Mir sind mittlerweile sogar noch „größere“ Tiere zu Gesicht gekommen. Ich kann jedoch nicht sicher sagen, ob diese nur einen größeren und massigeren Körper hatten, oder auch insgesamt länger waren. Sicher ist aber, dass die Größenangaben bis 30 cm in der terraristischen Literatur zu niedrig sind und 35 cm Gesamtlänge durchaus häufiger vorkommt. Damit ist P. thalassinus die größte Art innerhalb der Gattung Petrosaurus. Die Weibchen bleiben insgesamt etwas kleiner und haben einen weniger massigen Kopf, wie man es auch von den meisten anderen Leguanen kennt.
Das natürliche Verbreitungsgebiet von Petrosaurus thalassinus beschränkt sich auf die westliche Hälfte der Kapregion von Baja California (Niederkalifornien), der großen Halbinsel im Nordwesten Mexikos, sowie die vorgelagerten Inseln Espíritu Santo und Partida Sur. Hier bewohnen die Tiere felsige Gebiete und Canyons der Gebirge und Halbwüsten, wo es zahlreiche Felsspalten gibt. Dort hinein flüchten sich die Leguane bei Gefahr oder wenn sie sich zu sehr gestört fühlen. Dieser rein felsbewohnenden Lebensweise ist bei der Terrarienhaltung von Petrosaurus unbedingt Rechnung zu tragen. So suchen die Tiere nur sehr selten den Boden auf. Selbst bei der Jagd nach Futter bleiben Blaue Felsenleguane so lange es geht an den Felswänden. Hierbei spielt es keine Rolle, in welche Lage sie sich begeben müssen – sie klettern auch geschickt kopfüber die Felsen hinab. Dabei schmiegen sie den dorsal abgeflachte Körper eng an den Felsen und spreizen die Beine weit ab. Diesen Gang charakterisiert ROGNER (1992) für P. mearnsi passend mit „Watscheln“. Dennoch entwickeln die Leguane dabei eine beachtliche Geschwindigkeit. Weiterhin besitzen die Tiere eine eindrucksvolle Sprungkraft. Zielgenaue Sprünge über Distanzen von mehr als 1,2 m stellen kein Problem dar. Dabei muss die „Landefläche“ keinesfalls waagerecht sein, eine senkrechte Felswand wird genauso sicher erreicht.
Die von BOSCH & WERNING (1995) beschriebene Scheu frei lebender Felsenleguane kann ich bei meinen Terrariennachzuchten nicht feststellen. Die Tiere sind eher sehr neugierig und präsentieren sich den ganzen Tag dem Halter und auch fremden Besuchern. Nur Jungtiere sind recht scheu und hektisch.
Wenn sich die Felsenleguane gestört fühlen, stellen sei die Kehle etwas auf und machen ein klackendes Geräusch. Erst anschließend erfolgt bei weiterer Annäherung oder Störung die Flucht.
Felsenleguane lassen sich nur äußerst ungern anfassen. Mein Männchen warf seinen Schwanz ab, nachdem ich ihn in ein neues Terrarium gesetzt hatte. Es scheint sich bei dem Verhalten um echte Autotomie zu handeln, da während des Einfangens und Umsetzens nur der Körper des Tieres gefasst, der Schwanz also nicht abgerissen wurde. Der Abwurf erfolgte erst, nachdem das betroffene Tier bereits im neuen Terrarium saß. Der Schwanz zuckte noch etwa 20 min lang, wie man es z. B. von abgeworfenen Eidechsenschwänzen kennt. Die Wunde blutete fast überhaupt nicht, und bereits nach einer Woche konnte man die Spitze des nachwachsenden Regenerats erkennen. Eine ähnliche Erfahrung machte auch LIPFERT (mündl. Mittlg.). Bei ihm warf ein Weibchen nach Futterstreitigkeiten mit dem Männchen den Schwanz ab. Das Regenerat meines Tiers unterscheidet sich kaum von dem Originalschwanz. Lediglich die helle Querstreifung fehlt, und es ist einheitlich blaugrau und etwas kürzer.
Wenn jetzt ein Umsetzen der Tiere nötig wird, locke ich sie mit einem Futtertier in ein Plastikterrarium und bringe sie darin in ihr neues Heim, ohne sie direkt anfassen zu müssen. Man merkt sofort, dass diese Methode wesentlich stressfreier und schonender für die Tiere ist.

Haltung

Mein Pärchen Blauer Felsenleguane bewohnt ein Terrarium der Größe 140 x 60 x 120 cm (Länge x Tiefe x Höhe). Eine Höhe von 1 m sollte meines Erachtens nicht unterschritten werden. Die Rückwand und die beiden Seitenwände sind mit einer künstlichen Felsrückwand aus Styropor und PU-Schaum versehen, die Spalten und Ablageflächen aufweist. Das Ganze bekam durch Ätzen mit Nitroverdünner und Zuschneiden Struktur. Anschließend wurde die Rückwand mit eingefärbtem Haftputzgips überzogen und mit Epoxydharz und Sand versiegelt. Durch den Sand ergibt sich eine raue Oberfläche, die von den Leguanen zum Klettern genutzt werden kann. (Bauanleitungen zu Rückwänden). Um weitere Verstecke zu schaffen, lehnte ich zusätzlich auf den Ablageflächen noch einige flache Korkrindenstücke senkrecht an die Wände.
In die Rückwand wurde in der rechten unteren Ecke eine ca. 25 cm lange und ca. 15 cm breite Eiablagegrube integriert. Die Tiefe beträgt ca. 20 cm. Am Boden verläuft ein kleines Stück eines Heizkabels, das ich mit flachen Steinen abdeckte, damit es nicht von grabenden Tieren erreicht werden kann. Es sorgt für eine entsprechende Temperierung des Eiablagesubstrats. Der Rest des Kabels ist im Terrarium verlegt und ebenfalls mit Steinen abgedeckt. Als Bodengrund findet Mauersand Verwendung. Die Eiablagegrube ist ebenfalls mit Sand gefüllt, der während der Eiablagephase feucht gehalten wird. Außerdem ist die Grube zur Hälfte mit einer Schieferplatte abgedeckt. Die trächtigen Weibchen nutzen den Rand der Schieferplatte immer als Einstieg zu ihrem Eiablageplatz und beginnen hier ihre Grabungen.
Beleuchtet wird das Terrarium von einer 36-W-Leuchtstoffröhre (kaltweiß) und einem 70-W-HQI-Strahler. Der HQI-Strahler dient auch der lokalen Erwärmung, da er direkt auf einen Felsaufbau scheint. Bei der Haltung von Wüstentieren gibt es meiner Meinung keine Alternative zu HQI-Strahlern. Sie bieten mit Abstand die höchste Lichtleistung, und das bei relativ geringem Stromverbrauch. Der hohe Anschaffungspreis relativiert sich nicht nur beim Energieverbrauch, sondern auch durch die lange Lebensdauer der Brenner. Für die lokalen Sonnenplätze dienen außerdem drei 40-W-Spotstrahler, unter denen eine lokale Temperatur von 42–45 °C erreicht wird. Ein Thermostat sorgt dafür, dass die Lufttemperatur im oberen Terrarienbereich nicht über 32 °C steigt. Durch die Installation aller Wärmestrahler in einer Terrarienhälfte schaffe ich einen Temperaturgradienten von ca. 27–32 °C von der einen zur anderen Seite des Terrariums. Nachts fällt die Temperatur durch Ausschalten aller Heizquellen auf Zimmertemperatur (18–22 °C) ab. Die Beleuchtungsdauer beträgt 12 h, die Einschaltdauer der Spotstrahler 10 h, da sie morgens eine Stunde später ein- und abends eine Stunde eher ausgeschaltet werden. Dadurch simuliere ich zumindest eine leichte Dämmerungsphase.
Zwei Stunden, bevor das Licht eingeschaltet wird, befeuchtet ein „Fakir“-Ultraschallvernebler das Terrarium und ahmt damit den morgendlichen Luftfeuchtigkeitsanstieg im natürlichen Habitat nach. Natürlich sollte der Nebler keine Regenwaldatmosphäre entstehen lassen: Das Terrarium trocknet mit Einschalten der Beleuchtung schnell ab. Statt Verwendung des Neblers kann man das Terrarium morgens auch von Hand oder per Sprühanlage übersprühen. Für einen Luftfeuchtigkeitsanstieg vor Einschalten der Beleuchtung sollte aber in jedem Fall gesorgt werden.

Die Einrichtung wird durch einen Wassernapf und eine Schale für Salat komplettiert. Damit ist der nächste Punkt erreicht: die Ernährung. Der Hauptbestandteil der Nahrung besteht aus Insekten wie Heuschrecken, Grillen, Heimchen, Wachsmaden und -motten, Fliegen, Schaben und Zophobas. Alle Futtertiere werden zur Vitaminisierung mit einer Mischung aus „Korvimin ZVT“ und zerriebenen „Calcipot- D3“-Tabletten (im Verhältnis 2:1) bestäubt. Bei trächtigen Weibchen erhöhe ich den Kalziumgehalt in der Mischung auf ein Verhältnis von 1:1. Unregelmäßig wird noch das flüssige Vitaminpräparat „Multi-Mulsin N“ gegeben. Bis auf „Korvimin ZVT“, das man nur beim Tierarzt bekommt, sind alle Präparate frei verkäuflich in der Apotheke erhältlich (alternativ zu Korvimin kann auch Amivit R verwendet werden). Hin und wieder werden den Petrosaurus auch Mäusebabys angeboten. Ein besonderes Fressverhalten zeigen meine Felsenleguane beim Fang von Wespen: Diese werden nicht wie andere Futtertiere geschnappt und direkt gefressen, sondern erst durch schnelle, kurze Bisse mit der Schnauzenspitze getötet, bevor sie komplett ins Maul genommen werden. Ich vermute, dass Wespen durch ihre Zeichnung als stechende Insekten erkannt werden und mit diesem speziellen Fangverhalten einer Stichverletzung vorgebeugt werden soll.
Neben den Insekten fressen adulte Petrosaurus thalassinus auch Salat, Kräuter, Keimlinge und manchmal Obst. Dabei werden gelbe Blüten bevorzugt, wie man es auch von anderen omnivoren oder herbivoren Wüstenbewohnern kennt. Pflanzliche Kost reiche ich etwa zweimal pro Woche.Wenn keine Wildkräuter oder selbst gezogenen Sprossen zur Verfügung stehen, reichere ich das Futter mit „Nekton Rep“ an. Dieses Vitamin- und Mineralstoffpräparat erhält man im Terraristikfachhandel. Tierische Nahrung erhalten die Felsenleguane ebenfalls nur zweimal in der Woche, da sie im Terrarium sehr gefräßig sind. Man sollte unbedingt darauf achten, die Tiere nicht zu viel zu füttern, da sie sonst schnell verfetten können. Ähnliches beschrieben auch SCHMIDT & HENKEL (1995).

Vermehrung

Um Blaue Felsenleguane in Paarungsstimmung zu versetzen, ist eine Winterruhe nötig. Diese leite ich bei meinen Tieren Mitte November ein, indem die Beleuchtungsdauer langsam auf 8 h pro Tag reduziert wird. Die Wärmelampen werden mit der Zeit komplett abgeschaltet. Das Verfüttern von Salat stelle ich zwei und das Anbieten von Insekten eine Woche vor Abschalten der Wärmelampen ein. Auch die Bodenheizung wird ausgeschaltet. So steigen die Wintertemperaturen tagsüber nicht über 18–20 °C und fallen nachts bis auf 15 °C ab. Unter diesen Bedingungen verbleiben die Leguane für ca. zwei Monate in der Winterruhe. Nach dieser Zeit werden die Temperaturen und die Einschaltdauer der Beleuchtung wieder erhöht, und es kann mit dem Füttern begonnen werden. Kurz darauf fängt das Männchen an, in leguantypischer Art dem Weibchen mit „Liegestützen“ und heftigem Kopfnicken zu imponieren. Dieses antwortet ebenfalls mit Kopfnicken. Anschließend verfolgt das Männchen seine „Dame des Herzens“ und versucht, den Nackenbiss anzusetzen. Zu Beginn der Paarungszeit zeigt sich das Felsenleguanweibchen meist nicht paarungsbereit. Bringt das Männchen dennoch einen Nackenbiss an, versucht das Weibchen es an Felsvorsprüngen oder Versteckeingängen „abzustreifen“. Hierbei kann es zu offenen Verletzungen im Halsbereich des Weibchens kommen, die unter Umständen eine Trennung der Tiere nötig machen.Wenn das Weibchen paarungsbereit ist, hebt es den Schwanz an, und es kommt zur Kopulation. Im Frühjahr finden mehrere Paarungen statt, manchmal selbst senkrecht an den Felswänden hängend.
Während der Trächtigkeit verfärben sich Kehle, Brust, Augenregion und Rückenstreifeneinfassung der Weibchen dunkelorange bis rot. Weiterhin entwickeln trächtige P. thalassinus einen enormen Appetit. Eine Versorgung mit ausreichend Kalzium ist in dieser Zeit besonders wichtig. Neben der höheren Kalziumdosierung in der Vitaminpulvermischung biete ich in einem Schälchen zerstoßene Sepiaschale an.
Mit der Zeit ist eine deutliche Zunahme des Körperumfangs zu erkennen. Zum Ende der etwa zweimonatigen Trächtigkeit wird das Weibchen immer träger. Kurz vor der Ablage zeichneten sich bei meinem Felsenleguanweibchen die Eier deutlich im Körper ab, was jedoch auch an deren sehr großer Anzahl gelegen haben kann. Die Weibchen stellen das Fressen etwa eine Woche vor der Eiablage ein. Diese verlief relativ unspektakulär. Ohne Probegrabungen nahm mein Weibchen die angebotene Eiablagestelle an und grub etwa zwei Tage, bis sie ganz am Grund die Eier ablegte. Anschließend wurde das Gelege sehr sorgsam wieder mit Sand zugeschüttet. Außer dem aus der Grube gefallenen Sand zeugte nichts mehr von der Grabung. Erstaunlich ist, dass die Weibchen nach der Ablage ihr Gelege bewachen. So wurde das Leguanmännchen rigoros von der Eiablagestelle ferngehalten. Selbst mir ließ das Tier keine Ruhe, als ich die Eier bergen und in den Inkubator überführen wollte. Dieses Verhalten konnten auch LIPFERT und HOFFBAUER (mdl. Mittlg.) beobachten.
Zu meinem Erstaunen waren die Gelege größer als erwartet und als in der terraristischen Literatur beschrieben. So waren es weder „ca. fünf Eier“ (BOSCH & WERNING 1991) noch „8–18 Eier“ SCHMIDT & HENKEL (1995). Das erste Gelege meines damals nicht ganz zweijährigen Weibchens bestand aus 24 befruchteten Eiern, das zweite sogar aus 28 Eiern, von denen jedoch nur 19 befruchtet waren. Derart große Gelege kann auch HOFFBAUER (mdl. Mittlg.) bestätigen. Die Größe der Gelege scheint stark vom Nahrungsangebot abzuhängen.
Die Inkubation erfolgt auf leicht feuchtem Perlite. Die Temperatur im Inkubator beträgt 30 °C, bei einer Luftfeuchtigkeit von fast 100 %. Beim ersten Gelege lag die Schlupfrate nur bei 50 %. Von Halsbandleguanen (Crotaphytus) ist bekannt, dass die Jungtiere bei zu hoher Substratfeuchtigkeit im Ei absterben. Daher reduzierte ich fortan bei allen Leguanen aus Wüstengebieten die Wassermenge im Brutsubstrat. LIPFERT (schriftl. Mittlg.) verwendet bei der Inkubation von Halsbandleguangelegen erfolgreich ein Gewichtsverhältnis von zwei Teilen Substrat (Vermiculit) zu einem Teil Wasser. Diese Methode führte auch bei mir zu einer Steigerung der Schlupfrate. Aufgrund der längeren Inkubationsdauer der Felsenleguaneier kann es nötig werden, kurz vor Ende der Brutzeit das Substrat leicht nachzufeuchten. Hierbei muss man sehr vorsichtig sein und nur ganz leicht um die Eier herum nachfeuchten, um ein Absterben der Schlüpflinge zu vermeiden.
Nach ca. 66 Tagen ist es dann soweit, und die kleinen Felsenleguane schlüpfen. Sie sind gerade mal 50–55 mm lang und schon so gefärbt wie die Eltern. Ein Fehlen der prächtigen Farben bei Jungtieren kann ich also nicht bestätigen. Die Geschlechter lassen sich an den beiden stark vergrößerten Postanalschilden der Männchen unterscheiden. Dieser Geschlechtsdimorphismus ist meistens schon direkt nach dem Schlupf, spätestens jedoch nach einem Monat sicher zu erkennen.
Die Aufzucht kann Probleme bereiten, da die kleinen Felsenleguane sehr stressanfällig sind. So reicht mitunter schon die bloße Anwesenheit des Pflegers, um das bereits beschriebene „Abwehrklacken“ mit anschließender hektischer Flucht auszulösen. Daher sollte man Arbeiten an den Terrarien der Jungtiere auf das Nötigste beschränken, wie Füttern, Trinkwasserwechsel, Sprühen und Reinigen. Bei den kleinen Felsenleguanen kann es auch aufgrund sozialer Interaktionen schnell zu Stresserscheinungen kommen, deswegen muss man die Gruppen im Auge behalten und zur Not einzelne Tiere separieren. So war es bei mir während der Gruppenaufzucht von sechs Tieren (3,3) schon nach drei Wochen nötig, die ersten Jungtiere zu trennen. Es kommt aber nicht nur zu Spannungen zwischen Männchen, sondern auch bei paarweiser Aufzucht. Teilweise ist dann sogar eine Einzelhaltung nötig. Ein Zusammenführen adulter Geschlechtspartner bereitet später jedoch keine Probleme.
Anfangs halte ich die kleinen Petrosaurus in einfach eingerichteten Terrarien mit Küchenpapier als Bodengrund. Später kommen sie in kleine Terrarien, die entsprechend denen der adulten Leguane eingerichtet sind. Gefüttert werden die Jungtiere mit kleinen Grillen, Heimchen, Schimmelkäferlarven, Schaben und großen Drosophila. Pflanzliche Nahrung wird von ihnen noch nicht angenommen. Es ist unbedingt auf eine ausreichende Vitaminisierung und Mineralisierung der Futtertiere zu achten. Die Geschlechtsreife wird schon mit etwa neun Monaten erreicht, obwohl die Tiere zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgewachsen sind. So legte ein Weibchen bei LIPFERT nach nicht einmal einem Jahr neun Eier, die jedoch nicht erfolgreich inkubiert werden konnten (pers. Mittlg). Es dauert anderthalb bis zwei Jahren, bevor P. thalassinus ausgewachsen sind. Erst jetzt sollten sie auch zur Vermehrung gebracht werden.
Einer „richtigen“ Winterruhe werden die Jungtiere bei mir nicht unterzogen. Ich überwintere sie nur indirekt, durch die niedrigeren Nachttemperaturen im Terrarienzimmer. Tagsüber werden die üblichen hohen Temperaturen erreicht. Dennoch ist eine reduzierte Futteraufnahme zu beobachten.

Abschlussbemerkung


Der Blaue Felsenleguan fasziniert nicht nur durch sein imposantes und farbenprächtiges Erscheinungsbild, sondern auch durch seine interessanten Verhaltensweisen. Er ist ein gut halt- und auch züchtbarer Leguan, solange man seine Bedürfnisse (Platz, Licht, Kletter- und Versteckmöglichkeiten) erfüllt. Lediglich die Aufzucht der Jungtiere kann kleinere Probleme aufwerfen, denen man aber mit etwas Aufmerksamkeit aus dem Weg gehen kann.

Danksagung

Ich danke meiner Freundin Tanja Grauel für die Geduld, die sie mir und meinem Hobby entgegenbringt. Weiterhin freue ich mich, dass sie die Terraristik als Hobby mittlerweile mit mir teilt.
Ebenso danke ich meinen Eltern, meinem Bruder, den Eltern meiner Freundin und ihrer Schwester für die Urlaubspflege der Tiere. Ohne sie wären meine Reisen nicht möglich.
Als nächstes danke ich Jürgen Lipfert und Maren Kronemann (beide Bad Harzburg) für die jahrelange Freundschaft, die sich durch die Petrosaurus-Haltung entwickelt hat. Natürlich gilt der Dank auch für die Bereitstellung vieler Informationen und die Bildung einer Zuchtgemeinschaft.
Last, but not least danke ich Pierre Hoffbauer (Leipzig) für den regen Informationsaustausch und die Überlassung eines blutsfremden Weibchens, mit dem ich hoffentlich bald weitere Nachzuchtversuche starten kann.

Literatur

Die Veröffentlichung an dieser Stelle erfolgt mit freundlicher Genehmigung des verantwortlichen Redakteurs der Reptilia: Heiko Werning!

Bei Fragen einfach eine E-Mail an Andi!

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